13. Oktober 2008

Wie sehr ich Dich mag

Letzten Samstag war ich wie bereits gesagt (ja, es irritiert etwas, dass die neuen Beiträge weiter unten sind und umgekehrt chronologisch sortiert werden) bei der Offenen Wunde im Low Budget zu Gastund durfte zehn Minuten reden. Eigentlich war mein Plan, etwas von der Lesebühne Basspoem (die ebenfalls weiter unten erwähnt wird, wie gesagt, wer das hier chronologisch lesen möchte, möge bitte beim untersten Beitrag anfangen) zu recyclen, aber andererseits wollte ich den Leuten, die da eventuell auch schon im Publikum saßen, etwas neues bieten. Und so schrieb ich ein romantisches Liebesgedicht, das man sich bitte mit sanfter, warmer, einlullender Stimme vorstellen kann.

Wie sehr ich Dich mag

Hey Du, hallo, guten Tag.
Ich wollte Dir nur sagen, wie sehr ich Dich mag.
Du bist so süß wie Marzipan mit einem Zuckerwattekern,
und ich habe Dich wirklich zum Fressen gern.

Ich habe lange überlegt, wie soll ich Dir das sagen?
Irgendwann fiel mir dann ein, Liebe geht doch durch den Magen.
Und so lade ich Dich hiermit zu mir zum Essen ein.
Nur Du und ich allein, bei etwas Wein und Kerzenschein.

Der erste Gang ist Suppe, und das hat auch seinen Sinn,
denn in Deiner Portion sind dann KO-Tropfen drin.
Dieses festliche Menü hat einen absoluten Clou:
Der erste Gang ist Suppe. Der zweite Gang bist Du.

Deine Arme leg ich ein in Teriyaki-Marinade.
Die servier ich aus dem Wok, mit einer Sesam-Panade.
Dazu gibt es dann Reis, Bambusschoten und Lauch.
Ich bin mir ziemlich sicher: So schmeckst Du Dir dann auch.

Danach widme ich mich dann Deinem linken Bein.
Das lege ich in Chili-Ingwer-Honigsauce ein.
Und wenn ich nach dem Sesam-Arm noch etwas essen will,
werfe ich Dein Bein auf den schon vorgeheizten Grill.

Dein anderes Bein wird von mir zärtlich amputiert,
mit Brandteig umhüllt und in Kokosfett fritiert.
Und außerdem hab ich jetzt auch genug von Deinem Blut,
um Wurst daraus zu machen. Die schmeckt uns sicher gut.

Langsam wird es draußen hell. Ist es wirklich schon so spät?
Vor dem Schlafengehen wirst Du jetzt noch durch den Wolf gedreht.
Und aus Deinem Fleisch, Du hast es vielleicht schon erraten,
mache ich dann morgen einen leckeren Hackbraten.

Hätte ich's nicht schon gegessen, würd' ich flüstern in Dein Ohr:
"Jetzt bist Du mir so nahe wie noch nie jemand zuvor."
Und in meinen Träumen antwortest Du dann, ganz aus dem Bauch.
Du sagst nur vier Worte: "Ich liebe Dich auch."

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