16. November 2008

Liebe hoch drei

So, ein kurzes neues Gedicht, das ich wohl heute abend im Blue Shell vortragen werde.

Liebe hoch drei
Liebe im Quadrat hatte uns noch nie gereicht.
Mindestens Liebe hoch drei, alles and're wär' zu seicht.
Gleich am ersten Abend hatten wir entdeckt, wir lieben uns kubik,
alle Würfelseiten waren so perfekt wie bei Rubik.
Doch alles immer gleich ist auf Dauer auch nicht gut,
also fassten wir uns irgendwann ein Herz und uns'ren Mut,
und wir drehten mal hier und mal da an uns'rem Glück.
Gottseidank fanden wir stets zur Ausgangsposition zurück.
Irgendwann war uns dann die Perfektion auch nicht mehr heilig,
immer nur das gleiche wird auf Dauer auch langweilig,
und so schufen wir dann laufend neue Muster, neue Bilder,
wir drehten und drehten, immer wilder und wilder.
Und dann kam plötzlich der Punkt, wir wussten nur noch verschwommen:
Wie waren wir denn bloß in dieser Stellung angekommen?
Wir verfolgten uns're Schritte zurück, soweit das dann ging,
doch wir schafften es nicht zu dem Punkt, an dem alles anfing.
Mit viel Geduld schafften wir eine Seite, eine Schicht.
Doch sehr viel weiter kamen wir beim besten Willen nicht.
Natürlich haben wir an diesem Punkt nicht aufgehört,
aber wir haben nur die erste Schicht wieder zerstört.
Es gabe einfach keinen Ausweg, wir konnten's deutlich sehen,
für die alte Perfektion müssten wir auseinandergehen.
Man muss den Würfel auseinandernehm'n, um ihn zu reparieren.
Aber dass dann noch alles funktioniert, kann ich nicht garantieren.
Um ehrlich zu sein, will ich mich nicht mehr von Dir trennen.
Chaos gehört in 'ne Beziehung, davor kann ich nicht wegrennen.
Und sei'n wir ehrlich: Es gibt wieviel Kombinationen?
Hmm... Dreiundvierzig komma zwei fünf Trillionen.
Ach, ich bin da zuversichtlich. Mit Geduld wird das schon geh'n,
irgendwann werden wir den Würfel auf den Ursprung zurückdreh'n.
Wir haben doch genügend Zeit, da schaffen wir das sicher schon -
und dann genießen wir endlich wieder Perfektion.