Am Ende ist natürlich alles egal. In den letzten Sekunden vor dem Big Crunch, bei dem sich das gesamte Universum innerhalb weniger Sekunden auf die Größe des Kopfes einer Stecknadel kontrahiert, die am Revers eines Engels steckt, der mit Milliarden weiterer Engel auf dem Kopf einer Stecknadel tanzt, in diesen Sekunden vor dem Ende von allem, was ist, da ist absolut alles egal. Jahrmillionen nachdem selbst die Kakerlaken ausgestorben sind, Äonen nach dem Ende der Ewigkeit, wirklich ganz am Ende der Existenz, wenn selbst Gott langweilig geworden ist und er einen Schlussstrich unter das Ganze setzt, wenn er Himmel und Hölle dicht macht, wenn am Ende nur noch das Wort übrig ist, der Geist Gottes wieder über dem Wasser schwebt und dann das Licht aus macht, dann kümmert es niemanden mehr, ob Du zwei Milliarden Euro auf dem Konto hattest oder ob Dein Dispo überzogen war. Dann ist niemand mehr da, der der Frage nachgeht, ob Du dreimal täglich Zahnseide benutzt hast, ob Du beim Kiffen inhaliert hast oder wie hoch Dein High Score bei Tetris war. Ganz am Ende ist selbst das egal.
Aber bis dieser Punkt erreicht ist, gibt es die Wahrheit. Denn es ist die Wahrheit, die zuletzt stirbt, noch lange nach der Hoffnung. Allerdings weiß kaum einer, dass Wahrheit relativ ist und nicht an Tatsachen gebunden. Wahrheit ist das einzigartige Phänomen einer funktionierenden absoluten Demokratie. Denn Wahrheit ist, was die Mehrheit glaubt. Und nichts anderes. Gab es die griechischen Götter um Zeus, Hera, Dionysos und Poseidon wirklich? Waren sie nur Reisende von anderen Planeten? Oder waren sie fiktive Protagonisten, die wie Sherlock Holmes, Batman, James Bond oder Andi Strauß durch verschiedene Geschichten von verschiedenen Autoren geistern, weil das Publikum sie mag? Die Wahrheit ist, was die meisten Menschen glauben. Wenn die meisten Menschen heute glauben, dass die antiken Götter nur der Versuch der damaligen Priester war, der breiten Masse ihren Willen als Gesetze von höheren Existenzen zu verkaufen, dann ist genau das die Wahrheit. So wie die Wahrheit damals war, dass die griechischen Götter tatsächlich existierten. Das glaubten damals die meisten Menschen (bis auf die Priester), also war das die Wahrheit.
Und wenn in dreißigtausend Jahren irgendwelche Archäologen vom Planeten Pffrt ein Green Lantern-Comic oder eine DVD-Box von LOST oder eine Ausgabe der Bild-Zeitung finden und das ganze für historische Aufzeichnungen halten, dann werden sie das auch für die Wahrheit halten, und dann wird das die Wahrheit sein.
Was uns natürlich eine riesige Chance gibt. Denn das bedeutet, dass wir heute entscheiden können, was in dreißigtausend Jahren wahr ist. Wir können beispielsweise diesen Text in eine Zeitkapsel legen, um der Nachwelt ein für alle Mal zu zeigen, was die Wahrheit ist. Denn die Alternative wäre viel zu langweilig. Geschichte wird von den Siegern geschrieben. Die Wahrheit… von uns.
Bei L. Ron Hubbard hat das auch geklappt. Der hat sich eine bekloppte Geschichte um Xenu, Thetans und goldene Flugzeuge ausgedacht, und Tom Cruise, John Travolta, Jason Lee und Beck halten das heute für die Wahrheit und geben dafür ein Heidengeld aus.
Also gut. Liebe Archäologen vom Planeten Pffrt. Das folgende ist die Wahrheit, die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit. So wahr mir Zeus helfe.
Elvis lebt. Tupac lebt. Michael Jackson lebt. Und sie treffen sich einmal in der Woche, um zusammen zu jammen. Paul McCartney hingegen ist 1966 gestorben und wurde durch ein Double ersetzt. Das gleiche ist übrigens 1998 mit Christopher Walken passiert.
Ein kleines Steak ist so wertvoll wie ein Becher Fruchtzwerge.
Die CIA hat einen Schimpansen trainiert, von einem Grashügel aus John F. Kennedy zu erschießen, weil dieser wusste, dass in der Area 51 der heilige Gral aufbewahrt wird.
Lady Gaga macht gute Musik und hat diesen ganzen schrillen Schnickschnack gar nicht nötig.
Freimaurer, Illuminaten oder Skulls & Bones gibt es gar nicht wirklich. Sie sind eine Fassade, damit niemand dahinter kommt, dass eine Gruppe intelligenter Grippeviren aus Albuquerque im Hintergrund die Fäden zieht.
Pluto ist ein Planet.
OJ Simpson hat seine Frau nicht umgebracht. Helene Hegemann hat alles selbst geschrieben. George Bush jr. wurde im Jahr 2000 demokratisch zum Präsidenten gewählt. Und Bill Clinton hatte wirklich keinen Sex mit Monica Lewinski.
Jeder einzelne Mensch, der behauptet, von Aliens entführt worden zu sein, hat Recht.
Vampire existieren. Aber sie sind keine zwielichtigen Gestalten, die im Sonnenlicht glitzern, sondern explodieren in einer stinkenden Staubwolke. Werwölfe hingegen sind frei erfunden. Außer in Lappland.
Von allen Religionen, die es heute gibt, ist das Christentum die richtige. Die Welt, das Universum und all seine Bewohner wurden in sieben Tagen von Gott erschaffen, der die Schöpfung danach in ein gigantisches Terrarium gesteckt hat, daneben hängt ein Schild mit der Aufschrift „Bitte nicht füttern.“ Erdbeben, Tsunamis und Flutkatastrophen werden dadurch ausgelöst, dass Jesus, bei dem nicht bloß die Eltern miteinander verwandt sind, sondern der auch noch sein eigener Vater ist, mal wieder Wasser zu Wein gemacht hat und im Vollsuff gegen das Terrarium stolpert.
Windows 7 ist das beste Betriebssystem der ganzen Welt, und ein iPad ist ohne diesen ganzen Schnickschnack wie USB oder Flash-Animationen viel besser als ein Laptop.
Ja, der Fisch, den ich gestern gefangen habe, war wirklich so groß, ich bin die Reinkarnation von Jim Morrison, ich kann jederzeit mit dem Rauchen aufhören, und außerdem hab ich den Längsten.
Und das… ist die Wahrheit.
27. August 2010
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